Freitag, 06.12.2019 (Nikolaus)

Es ist Nikolaus. Tanja hat, trotz des Seegangs, ein liebevoll zubereitetes Frühstück auf den Tisch gezaubert. Es gibt Brötchen und Pfannkuchen. Für jeden steht eine kleine Nikolaus-Süßigkeit auf dem Tisch. Während wir drinnen das Frühstück genießen, dampft die Sonne draußen die letzten Wolken der Nacht weg. Es ist wieder heiss, die Wellen sind weiterhin 7 bis 9 Fuss hoch und haben weisse Schaumkrönchen oben drauf. Gegen Vormittag gesellen sich zwei Wale zu uns. Sie bleiben lange neben unserem Boot und spielen in den Wellen. Wir versuchen, sie mit unseren Handys zu filmen, aber sie tauchen natürlich nie dort zum Ausblasen auf, wo man das Handy gerade hinhält. Das Steuern von Hand macht immer mehr Spaß. Man kann die Wellen manchmal mit 10 Knoten Fahrt absurfen. Nachmittags genießen wir wieder unsere „blaue Stunde“ mit Lesen, Schlafen und Seele baumeln lassen. Durch die gut eingeteilten Wachen (nie 2 aus einer Kabine zusammen) hat jeder für die Zeit, wo der andere Kabinen-Mitbewohner am Steuer steht, auch mal einen Rückzugsraum. Abends nehmen die Wolken am Himmel zu. Tanja und Thomas haben einen leckeren Nudelauflauf zubereitet. Der glutenfreie Thomas bekommt wie immer seine Extra-Portion. Unser Hunger ist ungebrochen groß. Die Nacht hat es dann in sich. Squalls kommen von hinten herangeflogen. Zuerst erwischt es den King und den glutenfreien Thomas. Erst nimmt der Wind ab, das Boot steht fast, dann geht es ganz schnell, der Windmesser schießt nach oben. 20, 25, 30, 35 Knoten, Boen mit 40 Knoten Wind, es beginnt heftig zu regnen. Das Boot macht 11,5 Knoten VMG. Wir wecken Thomas. Als er oben ist, haben wir das Boot gehalst. Thomas hilft uns, das Boot wieder auf Kurs zu bringen und die Genua zu reffen. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Nach der Wolke herrscht erst mal wieder Flaute. Eine weitere halbe Stunde später fahren wir wieder unseren Kurs 285°. Der Atlantik hat uns mal ansatzweise gezeigt, was er so drauf hat. Die nächste Wache haben Stefan und Sebastian. Ihnen geht es nicht besser, der nächste Squall fliegt heran, es beginnt wieder heftig zu regnen, der Wind nimmt zu und dreht sich. Das Boot geht wieder mit dem Heck durch den Wind, die nächste Halse. Thomas muss wieder aus seiner Koje. Am Ende der Nachtwachen gehen wir mit einem gehörigen Adrenalinspiegel schlafen. Um 0700 übernehmen Tanja und Thomas die Mother Watch. Als die Sonne aufgeht stehen die beiden wie die begossenen Pudel nass bis auf die Haut an Deck. Sie haben den heftigsten Regenschauer von uns allen mitbekommen. Wir nennen sie die Halsen-Nacht. Zum Glück ist sie vorbei.

– SQUALL –
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